Arne Till Bense: Musical Instrument Digital Reality

Die Verbreitung neuer, virtueller Realitäten stellt traditionelle Epistemologien und althergebrachte Dualismen wie Sein/Schein, Objekt/Subjekt, Realität/Simulation in Frage. Die Virtuelle Realität (VR) ist vollständig in unserer Lebenswirklichkeit angekommen und deutet somit an, als gleichberechtigte, alternative Realität neben der "Ursprungsrealität" stehen zu dürfen. Wenn diese Beobachtung des Funktionierens der VR akzeptiert wird, stellt sich die Frage, welche Epistemologie diese Gleichberechtigung der zwei Realitäten am besten trägt. Jeglicher philosophische Realismus, der unseren Erkenntnisapparat als Mechanismus der Abbildung ontologischer Wahrheiten versteht, hilft hier nicht weiter. Vielmehr scheinen es insbesondere systemisch-konstruktivistische Konzeptionen zu sein, die mediale Realitäten erklären und in einen nicht ontologisch verstandenen Bezug zu vermeintlich ursprünglichen Realit&äten setzen können. Dabei sind VR und Realität gerade im Kontext neuer Musikinstrumente niemals strikt voneinander getrennt, sie durchdringen sich vielmehr gegenseitig. Neue Instrumente sind semi-virtuelle Instrumente: halb im Real Life und halb im Cyberspace.